Spitzbergen-Interview: „Die Einsamkeit, die von Menschen wenig berührte Landschaft…“

Spitzbergen-Interview: „Die Einsamkeit, die von Menschen wenig berührte Landschaft…“

© Ulrich Kieselbach

„Die Einsamkeit, die von Menschen wenig berührte Landschaft…“

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Spitzbergen-Interview

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mit unserem Stammkunden

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Ulrich Kieselbach

Herr Kieselbach, im Sommer 2018 brechen Sie zusammen mit Ihrer Frau und uns von Polarkreis-Reisen zu Ihrer zweiten Spitzbergen-Umrundung auf. Damit sind Sie sicher einer der meist erfahrenen Teilnehmer unserer Svalbard-Expedition mit MS Spitsbergen von Hurtigruten. Was macht für Sie den besonderen Reiz der norwegischen Arktis aus?

Nun, die Arktis oder auch Antarktis hatten und haben für mich etwas Mystisches. Und das ist auch nach der Reise 2014 geblieben. Es fasziniert mich die Einsamkeit, die von Menschen wenig berührte Landschaft, die ich vielleicht durch mein und unser Erlebenwollen ein wenig zu stören beginne.

2014 waren Sie bereits bis zum 80. Breitengrad unterwegs, damals im August. Im nächsten Jahr sind wir Mitte Juni dort oben. Welche Unterschiede erwarten Sie im Gegensatz zur letzten Tour im Spätsommer?

Ich erwarte eigentlich keinen wesentlichen Unterschied, allenfalls von der dann herrschenden aktuellen Wettersituation. Wenn Sie mit der Frage auf den Mittsommer anspielen, so wird es keinen großen Unterschied machen, weil auch im August die Sonne nie unterging, es also immer Tag war, nur dass im Juni die Sonne etwas höher steht. Vielleicht werden wir mehr Eis und Eisberge sehen, vielleicht auch mehr Jungtiere bei unseren Landgängen. Da ich schon ein bisschen weiß, was mich erwartet, kann ich mich wahrscheinlich dieses Mal entspannter auf bestimmte Aspekte konzentrieren und sie noch mehr genießen.

Mit An- und Abreise werden wir zehn Tage unterwegs sein – reicht die Zeit aus, um ein möglichst umfassendes Bild von der Natur und Kultur Spitzbergens zu erhalten?

Aus meiner Sicht reicht die Zeit für einen „Schnupperkursus“ quasi; ein Hineinschauen von der Tür aus in einen ‚Großen Raum’, ohne ihn durchschreiten zu können. – Aber doch diesen faszinierenden Blick zu genießen.

Welche Aspekte der Flora und Fauna reizen Sie am Archipel, das ja praktisch auf halbem Weg zwischen Nordkap und Nordpol liegt, besonders?

Es ist zum Einen, wie Sie sagen, der Reiz auf halbem Wege zum Nordpol zu sein vom Nordkap aus. Wir sind dann ebenso weit von Pol entfernt wie Köln von Wien, von Rom oder von Südfrankreich. Der besondere Reiz liegt aber auch und vor allem in der Kargheit der faszinierenden Landschaft, die für mich etwas Unwirkliches an sich hat mit all den Bergen Felsen, Geröll und Eis und einer zunächst nicht wahrnehmbaren Vegetation. Und bei den Landgängen sieht man sie plötzlich: die Pflanzen und Pflänzchen, die sich mühsam zu behaupten scheinen und Landschaft erobern wollen. Sie scheinen dort wie etwas Heiliges, auf das man kaum zu treten wagt, um es nicht zu zerstören.

Wie haben Sie die Menschen in den wenigen Siedlungen auf Spitzbergen in Erinnerung? Sprich: Sind Sie in Kontakt zur Lokalbevölkerung gekommen oder spielt sich das Leben doch meist an Bord mit anderen Reisenden, der Crew und dem Expeditionsteam ab?

Man ist auf dieser Reise so, mit sich selbst beschäftigt, all die neuen Eindrücke aufzunehmen, und die Zeit die dazu bleibt ist so kurz, dass man so gut wie nicht in Kontakt mit den dort lebenden Menschen treten kann. So beschränkt sich der Kontakt auf die Mitreisenden und das Leben an Bord. Dort, wo man an Land geht, sind ohnehin keine Menschen; Ausnahme natürlich Ny Ålesund. Allenfalls trifft man auf ihre Spuren, die Menschen hinterlassen haben in Form einer verlassenen Forschungsstation.

Fotografie ist eines Ihrer Steckenpferde. Vermutlich haben Sie vor drei Jahren schon unzählige beeindruckende Motive vor die Linse bekommen. Welche davon sind Ihnen am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben und warum?

Es gibt eine Fülle von Motiven, die hinreißend sind: die Kargheit der Landschaft, die kleinen Blüten, die irgendwo zwischen den Steinen zu verkümmern scheinen und doch leben, die Eisbären, die man meist nur sehr fern sieht und dann doch einer, an dem man so nahe vorbei fährt, dass man ihn mit dem Tele recht ins Bild bekommt. Nicht zu vergessen die Gletscher und die treibenden Eisberge.

Gibt es Motive, von denen Sie meinen, dass diese noch in ihrer Spitzbergen-Sammlung fehlen und welche wären das?

Ich möchte einmal einen richtig großen Eisberg erleben, vielleicht auch einen kalbenden Gletscher. Aber dazu braucht man viel, viel Glück – im richtigen Moment am richtigen Ort. Übrigens, dessen sollte man sich bewusst sein: Fotografierzeit und Fotografierlicht ist rund um die Uhr, 24 Stunden am Tage!

Bestimmt haben Sie eine besondere Begebenheit oder außergewöhnliche Anekdote von der letzten Spitzbergen-Umrundung in Erinnerung. Wir sind ganz gespannt, was das gewesen sein könnte….

Ich weiß nicht, ab man‘s hier erzählen sollte: Bei dem Ausflug mit den kleinen Booten ins Treibeis hatten wir einen Bootsführer erwischt, der sich im Eis immer wieder festfuhr. Und wir schauten neidvoll auf die anderen Boote, die so richtig durch die Eiswüste pflügten. Nach Rückkehr zum Schiff schlich ich mich frustriert in die Reihe der Wartenden für die nächste Tour – und wurde angenommen. Dieses Mal geriet ich an eine „wilde Maus“ von Bootsführer und wurde richtig „entschädigt“.

In 2014 war es MS Fram, mit der Sie gereist sind. In 2018 werden Sie mit uns MS Spitsbergen „entern“. Was erwarten Sie sich vom jüngsten Mitglied der Hurtigruten-Flotte?

Ich weiß nicht. Vielleicht noch komfortabler, aber das brauch es nicht, denn auf MS Fram war alles in Ordnung. Mal sehen.

Welchen speziellen Tipp würden Sie Spitzbergen-Neulingen für diese Reise ans Herz legen wollen?

Auf jeden Fall warme Kleidung, winddicht sollte sie sein, damit man auch mal eine oder zwei Stunden bei Wind und Fahrtwind an Deck verbringen kann, vor allem Fotografen. Mütze, Handschuhe und feste Wanderschuhe sollte man nicht vergessen, weil man bei den Landgängen keine Strandpromenaden antrifft.

Wir danken für das Gespräch und die Galerie an eindrucksvollen Motiven, die Sie uns zur Illustration dieses Interviews zur Verfügung gestellt haben. Wir freuen uns auf die gemeinsame Reise!

Bitte unbedingt durch die hier folgende Bildergalerie mit Motiven von Ulrich Kieselbach durchclicken!

Wer Lust bekommt, mit uns gemeinsam zu reisen, ruft uns unter 02305-54 99 3 66 an oder informiert sich online hier Im Reich von Eisbär & Co. – Spitzbergen-Expedition in der Mitternachtssonne Juni 2018